17.06.2010 STUTTGARTER ZEITUNG |
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Wien, aufregende Stadt |
Ludwigsburger Schlossfestspiele II Lehrer und Schüler: das Artis-Quartett führt, flankiert von Bach, Werke von Zemlinsky und Weigl auf. Manchmal ist der Lehrer fortschrittlicher als der Schüler. Allerdings relativiert sich diese Feststellung, wenn - wie bei Alexander von Zemlinsky und Karl Weigl - der Lehrer nur zehn Jahre älter ist. Und wenn, wie bei den vom Artis-Quartett bei den Ludwigsburger Festspielen aufgeführten Werken, das Stück des Lehrers rund ein Jahrzehnt später entstand als das des Schülers. Das war eine aufschlussreiche Kombination, auch weil der eine Komponist wenig bekannt und der andere fast vergessen ist. Im gut zur Hälfte gefüllten Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses zeigten die vier Wiener Musiker, was für eine aufregende Zeit das gewesen ist um 1910, zumal in der Musik, zumal in Wien. In Weigls erstem Streichquartett legte das Artis-Quartett die Brüche in der spätromantischen Fassade frei. Mal üppig tönt das, mal minimalistisch, dann wieder wie Unterhaltungsmusik. Ganz anders Zemlinsky: weniger suchend, weniger rhapsodisch, dafür markanter und streckenweise unbeschwert spielerisch. Beiden Stücken waren einzelne Sätze für Violine von Johann Sebastian Bach vorangestellt, weil "sie alle Bach lieben" - so zu lesen im Programmheft, das über die aufgeführten Werke allerdings kein einziges Wort verliert. jha. |
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