2007-10-01 Vorarlberger Nachrichten

Emanzipation in der Musik

Das Festival "100 Jahre Neue Musik" des Saumarkttheaters war ein voller Erfolg.
SILVIA THURNER
Feldkirch (VN) "100-jährige Musik als neue Musik zu bezeichnen, ist gelinde gesagt lächerlich", meinte Alfred Huber und man kann ihm nur zustimmen. Diesen Widerspruch nahmen die Initiatoren der "Zeitklänge Feldkirch" zum Anlass und konzipierten ausgehend vom Streichquartett Opus 20, das Arnold Schönberg vor hundert Jahren komponiert hat, ein bemerkenswertes Festival.
Quasi als Musiker in Residenz engagierten Alfred Huber und Wolfgang Lindner das renommierte "Artis Quartett". Als Hommage an ihren Kompositionslehrer wurden zwei ältere Stücke von Herbert Willi aufgeführt. Anselm Hartmann moderierte die Konzerte kompetent, indem er soziokulturelle Gegebenheiten aufzeigte.
Allen voran gestalteten Peter Schuhmayer, Johannes Meissl, Herbert Kefer und Othmar Müller sämtliche Kompositionen mit einer bewundernswert ausgeprägten inneren Spannkraft.
Den Atem angehalten An drei aufeinander folgenden Abenden erklangen Werke, die punktuelle Schlaglichter der Kompositionsgeschichte des 20. Jahrhunderts thematisierten.
Neben Schönberg bildeten unter anderem Kompositionen von Anton von Webern, Alexander Zemlinsky, Dmitri Schostakowitsch und Olivier Messiaen wichtige Marksteine. Besonders die Interpretation des Schönbergquartetts mit der beeindruckenden Sopranistin Gerlinde Illich spiegelte die überbordende Materialfülle und die zum Ausbruch drängenden neuen kompositorischen Gestalten eindringlich wider. Die Interpretation des achten Streichquartetts von Dmitri Schostakowitsch bescherte den Konzertbesuchern im Landeskonservatorium eines jener raren musikalischen Erlebnisse, denen es nichts mehr hinzuzufügen gibt, außer man möchte in Superlative verfallen.
Gefühlsduselei
Olivier Messiaens "Quatuor pour la fin du temps" für Violine, Violoncello, Klarinette (Andreas Schablas) und Klavier (Andreas Rucli) deuteten die Musiker mit spieltechnischer Brillanz und mit großer musikalischer Strahlkraft.
Das aktuellste Werk war das dritte Streichquartett, (2007) der amerikanischen Komponistin Tania Gabrielle French. Doch die fadenscheinige Gefühlsduselei dieser Komposition kann als Negativbeispiel für den Weg, den der Musikmarkt derzeit beschreitet, angeführt werden.
Im Rahmen der "Zeitklänge Feldkirch" sind im kommenden Jahr weitere inhaltlich aufeinander bezogene Konzerte geplant.
Fulminant: Musiker des "Artis Quartett". (Foto: Sit) .
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