2006-06-20 Stuttgarter Nachrichten |
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Im Bewusstsein des Klanges |
Das Quartett erzeugte eine Art kontinuierliche Selbstbewegung des Klanges, die die Aufmerksamkeit im besonderen Maße fesselte: Die vorausschauende Hörerfahrung, die übliche Unterscheidung von mehr oder weniger Wichtigem, die Gesetze der klassischen Rollenverteilung, all das bot keinen Halt mehr. Natürlich spielten die Musiker konsequent das konventionell Bewährte und nahmen es auch genau mit den formalen Verbindlichkeiten, doch ihre Position war eine andere. Ihr Spiel stand in einem besonderen Bewusstsein des Klanges: Der Ton war entmaterialisiert, so urkräftig er sich bisweilen gab. Trotz aller Entschiedenheit und Aktivität des Ausdrucks erreichten sie ein faszinierendes Aufgehen der thematischen Bewegungen im ruhenden Klang, selbst die Metrik geriet oft geheimnisvoll ins Schweben. In dieser authentisch wirkenden Stimmigkeit und Geschlossenheit lag ein Reiz, dem man sich nicht entziehen konnte. Das Artis-Quartett spielte im Stehen (bis auf den Cellisten natürlich). Das war allein schon eine neue Erfahrung. Es betonte das Solistische, eingebunden in den virtuosen Gesamtklang. Lässt sich der Erfolg am Applaus messen, so war dieser Abend außerordentlich. . |
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